„Der frühe Vogel fängt den Wurm.“ Nach dem Motto begann der 25. Januar 2015 für mich. Um kurz nach 8 sammelte mich der Bus ein, der mich und die Reisegruppe von Pucón zum Nationalpark Huerquehue bringen sollte. Bis zum Nationalpark fuhren wir etwas 45 min, doch die Fahrt dorthin war keinesfalls langweilig. Wir kamen an zahlreichen grünen Weiden mit Rindern vorbei, fuhren durch Wälder und konnten während der gesamten Fahrt die unglaubliche schöne Landschaft mit den Bergen und Vulkanen bestaunen.
Um 9.30 Uhr wurden wir dann vom Bus vor dem Nationalpark abgesetzt. Dort hatten wir dann nochmal die Chance eine Toilette aufzusuchen, bevor wir in die vollkommene Natur starten sollten. Die Tour durch den Nationalpark sollte in etwa 7 Stunden dauern, dabei war geplant, drei „Lagos“ (=Seen) oben auf dem Berg zu besuchen und auf dem Rückweg den Wasserfall zu bestaunen, der auch in diesem wasserreichen Nationalpark zu finden ist.
Für die Tour war ich ausgerüstet mit genügend Wasser, Sandwiches, Obst und Keksen und zusätzlich noch Badebekleidung, in der Hoffnung, oben in den Seen baden gehen zu können.
Dann ging die Tour auch schon los. Erst spazierten wir im flacheren Gelände um einen See herum, der noch unten im Dorf lag, wobei wir noch an einem kleinen süßen Bauernhof vorbeikamen, der in einem Kiosk lauter kleine selbstgemachte Köstlichkeiten verkaufte. Hinter diesem fing dann der Wald an.
Unser Guide Toni erklärte uns dann noch einmal die Route, die wir einschlagen würden und dann starteten wir in den subtropischen Regenwald. Für mich ist es das erste Mal gewesen, dass ich einen Regenwald besucht habe und war daher völlig überwältig von der reichhaltigen Flora und Fauna. Toni berichtete uns, dass der Wald Wildschweine, Kolibris, „Güiña“ (Waldkatz) oder eine der drei Beuteltierarten Chiles beherbergt. Ich begegnete auch einigen seltsamen Insekten und war nur froh keiner (ungefährliche) Riesenspinne zu begegnen, von denen der Guide auch sprach.
Wir hatten ein ganzes Stück bergauf zu gehen, auf gut befestigten Sandwegen, was das wandern sehr angenehm machte. Zwischendurch machten wir immer wieder Pausen an Stellen, wo das Dickicht aufbrach und man einen atemberaubenden Blick auf den Vulkan Villarrica genießen konnte.
Nach etwa anderthalb Stunden kamen wir zum offiziellen Eingang des Nationalparks. Dort erfuhren wir, dass wir unter den ersten 20 Leuten waren, die an diesem Morgen passieren wollten was die Motivation noch steigerte die Lagunen schnell zu erreichen, um die Natur dort oben so menschenleer wie Möglich erleben zu können.
Also ging es immer weiter hinauf. Dadurch, dass man die gesamte Zeit die wunderschöne Flora und Fauna auf sich wirken lassen konnte sowie verschiedene Vögel hören und, wenn man ein gutes Auge hatte, auch sehen konnte war es ein sehr, sehr angenehmes aufsteigen. Unglaublich was für kleine Tiere solche intensiven Laute von sich geben können!
Toni, der Guide, hatte in den Pausen immer wieder neue Interessante Informationen über Land, Leute und Flora und Fauna. Zum Beispiel über die Entwicklung des Lebens der Mapuche, die heute immer noch in ihren Dörfern zusammenleben oder über die Eigenschaften der Araucania Bäume, die über 2.000 Jahre alt werden und mittlerweile die streng geschütztesten Bäume Chiles sind.
Um etwa 12.00 Uhr kamen wir dann an der ersten Lagune an, dem „Lago Chico“, dem kleinsten der drei Seen. Das Wasser war so kristallklar, eine Mischung aus grün und blau, wunderschön eingebettet in die Berge des Huerquehue Nationalparks, mit all den immergrünen Bäumen darum. Die Sonne ließ das durch den Wind leicht bewegte Wasser wie Kristalle glitzern, was ein atemberaubend schöner Eindruck war den ich wohl nicht mehr vergessen werde.
Eine wunderschöne Holzbrücke führte uns über den See, weiter entlang der Lagune. Von dort oben hatten wir auch keine großen Höhen mehr zu überwinden und kamen auch relativ zügig zum zweiten See „Lago Toro“, der nicht weniger beeindrucken war als der Erste. Besonders an diesem war, dass am anderen Ufer wunderschöne Felswände aus dem Wasser ragten. Dort hatten wir dann auch noch einmal Zeit, Fotos von uns machen zu lassen, um diesen unglaublich schönen Moment für die Zukunft festzuhalten.
Vom „Lago Toro“ waren es dann auch nur noch 700 m bis zum „Largo Verde“, dem größten aller Seen dort oben. Dort machten wir ca. eine dreiviertel Stunde Pause am Rande des Sees, um uns mit unserer Verpflegung zu stärken, nette Gespräche mit den anderen Gruppenmitgliedern zu führen und natürlich in erster Linie in Ruhe diesen wunderschönen Platz auf sich wirken zu lassen. Zum schwimmen bin ich leider nicht gekommen, da es für mich leider etwas zu frisch war. Es gab jedoch viele Leute die mutiger waren als ich und das wunderbare Erlebnis hatten, in diesem wunderschönen Ort ein Bad zu nehmen.
Etwa um 14.00 Uhr machten wir uns auf, um das zweite Highlight des Tages, den Wasserfall, zu erreichen. Gut gestärkt und beeindruckt von der Natur machten wir uns auf den Rückweg, was es uns ermöglichte noch einmal den atemberaubenden Blick auf die verschiedenen Lagunen zu haben.
Der Abstieg ging wie zu erwarten erheblich schneller als der Aufstieg und so erreichten wir sehr schnell den Wasserfall, den wir von oben schon erahnen konnten. Der Blick von unten war wie der gesamte andere Tag wunderschön. Auf mich wirkte es wahrscheinlich noch dreimal schöner, weil es der erste Wasserfall war, den ich in meinem Leben gesehen habe. An den Wasserfällen machten wir noch eine kleine Pause, bevor wir den letzten Teil des Abstieges antraten.
Völlig zufrieden kamen wir alle gut unten an und warteten an dem Kiosk des Bauernhofes, wo wir noch Eindrücke von der chilenischen Hofkultur erhielten und sich der ein oder andere noch mit einem richtigen Kaffee stärken konnte. Dann kam der Bus und der Tag neigte sich dem Ende zu.
Den Ausflug zum Nationalpark Huerquehue kann ich nur empfehlen und ich hoffe, dass ich noch ein zweites Mal die Möglichkeit haben werde die wunderschöne Natur dort oben auf mich wirken zu lassen, nicht zuletzt, weil ich unbedingt nochmal in den Lagunen schwimmen gehen möchte! Ich glaube, dieser Ausflug wird einen durch die vielfältige Flora und Fauna jedes Mal aufs Neue überraschen und beeindrucken!