Mein erstes Raftingerlebnis hatte ich heute – auf dem Rio Trancura, der in der Nähe der kleinen Stadt Pucon liegt. Die erste Entscheidung, die ich zu Fällen hatte, war: alto oder bajo. Blauäugig und unbedacht entschied ich mich nach dem Motto „Ganz oder gar nicht“ – für das Rafting „alto“ auf dem Rio Trancura, mit Stromschnellen der Klasse 4.
Um 14.00 Uhr wurde ich, bewaffnet mit Handtuch, Badesachen und Kleidung zum Wechseln, abgeholt. Gemeinsam mit fünf anderen Teilnehmern, zwei Guides und dem Raft im Schlepptau ging es aus der Stadt Richtung Fluss.
Auf der Fahrt dorthin hatte ich Zeit darüber nachzudenken, was ich da bloß für eine Entscheidung getroffen hatte. Ich bin eigentlich eher der vorsichtige Typ und setzte auf Sicherheit und die Vorstellung in einem Fluss mit Stromschnellen aus einem Boot geschmissen zu werden machte mir dann doch etwas Angst – aber ich war nunmal auf dem Weg und musste da durch!
Beim Fluss angekommen wurden wir mit Neoprenanzug, speziellen Schuhen und Helm ausgestattet. Dort gab es Umkleidemöglichkeiten und so machten wir uns für den Trip startklar. Nachdem alle in ihren Neoprenanzügen steckten, wurden wir mit dem Transporter noch weiter den Fluss aufwärts gebracht – dann waren wir endlich an unserem Startpunkt angelangt.
Durch die Bäume schimmerte schon das klare, blau-grüne Wasser des Rio Trancura. Ausgerüstet mit Schwimmweste und Helm stiegen wir hinab zum Ufer. Dort gab es zu meiner Beruhigung noch eine Sicherheitseinweisung. Der eine Guide sollte uns mit seinem Kajak begleiten, um zur Not die Verlorengegangenen wieder einzusammeln.
Dann ging es auch schon samt Raft ins Wasser. Wir bekamen noch schnell Instruktionen in die Befehle („left forwards“, „right forwards“, „stopp“, „down“ und „paddle backwards“), die der Guide zum Paddeln gab. Diese trainierten wir im ersten, noch ruhigen Teil des Flusses, um ein Gefühl für das Team zu bekommen – dadurch fühlte ich mich nun sehr gut vorbereitet, die ersten Stromschnellen zu meistern. Die Vorfreude auf diese stieg nun mehr und mehr – und dann kam die erste „rapid“ – es war eine von den „seichteren“. Das Team passierte sie ohne Probleme, mit unglaublich viel Freude und steigendem Adrenalinspiegel.
Dann kam die zweite „rapid“, die es in sich hatte. Wir wurden einen Wasserfall hinuntergeworfen. Das Wasser spritzte von allen Seiten – das Boot wurde von den Wellen hin und hergeworfen – wir bekamen eine starke Schräglage – und dann waren wir durch. Einfach ein unglaubliches Gefühl. Trotzallem hatte ich nicht das Gefühl eines Kontrollverlustes, weil der Teamgeist der Gruppe mit jeder Herausforderung stärker wurde.
Die Intensität nahm immer mehr zu und die Stimmung im Raft war fantastisch!
Nach einer besonders harten „rapid“, waren wir alle glückserfüllt und gaben uns ein „High-Five“ mit den Paddeln. Ich wurde fast aus dem Raft gerissen – doch meine Angst davor rauszufallen war total verflogen, ich freute mich nur auf die Ansprüche die die nächste Schnelle an uns stellen sollte.
Später paddelten wir ans Ufer, kurz vor einem sehr engen und steinigem Wasserfall. Dort wurden wir aufgefordert das Raft zu verlassen. Mit dem Raft sei diese Stelle nicht zu passieren, so wurde uns gesagt– ob das stimmt weiß ich nicht. Aber nach einem kurzen Aufstieg am Uferrand stand ich plötzlich auf einer Klippe, direkt neben dem Wasserfall, den ich eben noch von oben gesehen hatte. In dem Moment als ich da oben stand, war mir klar: Wir sollten springen. Mit Blick auf die nahen Steine im Wasser- direkt hinter diesem Wasserfall, war dies ein atemberaubender Ort. Aber mit meiner Höhenangst war ich ziemlich überrumpelt von der Situation. Damit hatte ich nicht gerechnet – doch ohne viel nachzudenken, bin ich gesprungen!
Das Eintauchen ins Wasser, während du die verschiedenen Strömungen um dich herum spürst…und das Auftauchen und Realisieren was man grade getan hatte – der reinste Adrenalinrausch!
Ich schwamm zum Raft und dann ging es auch schon weiter, wir passierten noch zwei atemberaubende „rapids“ bevor wir langsam Richtung Zielpunkt glitten. Alle waren in Hochstimmung als wir ankamen – von Freude erfüllt über das was wir grade erlebt hatten.
Am Zielpunkt wurden wir mit Keksen und Saft empfangen, um unsere Energie wieder aufzuladen und in trockene Kleidung zu schlüpfen! Dann war das Rafting auch schon vorbei. Während der Rückfahrt nach Pucon wurden noch viel über andere interessante Rafting Erlebnisse gesprochen, die die anderen Gruppenmitglieder bereits erlebt hatten. Super zufrieden kamen wir alle wieder im Ort an.
Die Gefühle die mich auf diesem Trip erfüllten sind schwer in Worte zu fassen, aber das Adrenalin das durch die Adern fließt – die Aufregung vor jeder intensiven Stromschnelle – das will ich jedenfalls wiederholen!